Gescheitert – und deshalb genau am richtigen Ort! Ich wollte einen Artikel über Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein schreiben. “Klare Sache”, dachte ich. Ich kenne das Thema, ich unterrichte dazu, ich begleite Menschen genau an dieser Schwelle. Also gab ich das Keyword „Selbstsicherheit stärken“ in ein SEO-Tool ein – und verlor mich erstmal im Begriffswirrwarr. Selbstsicherheit? Wird das jetzt als Synonym von Selbstvertrauen behandelt? Und was ist gemeint mit Selbstbewusstsein oder Selbstwert? Google schien sich mit sich selbst nicht einig zu sein!

Und das brachte mich zum Lachen.

Ich hatte gerade drei Tabs mit Definitionen offen, die mir auch keinen Durchblick verschafften und ich dachte: “Wenn nicht mal Google genau weiß, was Selbstsicherheit ist, dann bin ich mit diesem Artikel wohl goldrichtig!“

Also beschloss ich, nicht einfach loszuschreiben, sondern die Begriffe für mich – und für dich – auseinanderzunehmen. Ich wollte ihren Ursprung erforschen und genau klären, wie sie in der Tiefe zusammenhängen. Deshalb ist das kein schneller SEO-Text, sondern eine Einladung zum Verstehen der Zusammenhänge und zum Entwickeln der eigenen Stärke – von innen nach außen.

Was Selbstsicherheit ist – und was nicht

Selbstsicherheit ist keine Pose. Sie ist nicht laut, wie das, was du auf Social Media siehst, wenn jemand in einer verführerischen Pose oder weit ausgestreckten Armen Selbstbewusstsein demonstriert. Wahre Selbstsicherheit entsteht nicht durch Verhalten, sondern durch Verbindung. Sie ist Ausdruck einer inneren Verankerung, die unauffällig kraftvoll und immer spürbar ist.


Sie zeigt sich in Momenten, in denen du dich nicht beweisen musst. 
Zum Beispiel in einem Gespräch, das schwierig ist und du dabei bleibst oder in einer Entscheidung, bei der du keine Zustimmung brauchst, weil du sie aus dir heraus triffst.


💡 Reflexionsfrage:

Wann in deinem Leben hast du dich auf eine ruhige, leise Weise sicher gefühlt, ohne es erklären oder rechtfertigen zu müssen?

Die inneren Bausteine – von Selbstwert zu Selbstwirksamkeit


Fünf Kräfte des Selbst als zirkuläres System


In meiner Arbeit mit Einzelpersonen und Gruppen begegnen mir immer wieder dieselben fünf Kräfte, die scheinbar getrennt voneinander existieren – und sich in Wahrheit tief durchdringen.
Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeit sind keine lineare Abfolge, sondern ein lebendiges Geflecht innerer Prozesse. Sie bedingen und verstärken einander, mal subtil, mal durch Krisen spürbar, mal durch kleine und bedeutende Schritte.

So entfalten sie ihre Wirkung – grafisch dargestellt

Die fünf Kräfte sind ein lebendiges Geflecht, das du dir räumlich als vielfach vernetzten, lebendigen Organismus vorstellen kannst, der atmet und sich bewegt. Sie wirken immer in Verbindung mit vier zentralen Wirkkreisen: Körper, Sprache, Systeme und Spiritualität.

Grafische Darstellung der fünf inneren Kräfte – Selbstwert, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Selbstwirksamkeit – in Verbindung mit den vier Wirkkreisen Körper, Sprache, Systeme und Spiritualität. Verlinkt zur Soulspeeches-Startseite


Ich beschreibe sie mit diesem Prozess


Man könnte sagen:
 Dein Selbstwert wurzelt tief in deiner Geschichte und braucht häufig Heilung durch innere Verbindung, Würdigung und Kontakt mit den verletzlichen Anteilen in dir.
 Aus Heilung wächst Selbstvertrauen. Wenn du Erfahrungen machst, die dir zeigen, dass dir etwas gelingt. Mit jedem Schritt wird dein Selbstbewusstsein heller: Du erkennst, was dir entspricht und was nicht.
 Damit beginnt sich Selbstsicherheit zu formen – in deinem Körper, deiner Stimme und auch in deiner Sprache.
 Und daraus entsteht Selbstwirksamkeit: Du erlebst, dass du in Beziehung, Alltag, Beruf Einfluss nehmen kannst, ohne dich zu verbiegen.


Diese Kräfte hängen nicht an deiner Persönlichkeit. Jeder Mensch kann sie entwickeln.
 Und sie zeigen sich in vier zentralen Wirkkreisen, mit denen ich seit Jahrzehnten arbeite.

Die vier Wirkkreise: Körper, Sprache, Systeme, Spiritualität


Jeder Mensch wirkt – immer. Die Frage ist: Aus welcher Quelle?

 Wenn du wirklich etwas in deinem Leben verändern willst, genügt es nicht, nur an einer Stelle zu arbeiten. Oberflächlich verändert sich vielleicht etwas, doch ohne Verbindung der Ebenen bleibt die Basis brüchig.


🔹 Wenn du zum Beispiel deinen Körper ernst nimmst – seine Signale, seine Grenzen, sein Wissen – wächst deine Verbundenheit und dein Selbstwert.
🔹Wenn du deine Sprache veränderst, wird oft sichtbar, wie du über dich denkst – und was du nicht mehr sagen willst.

🔹 Wenn du dein System verstehst – die unausgesprochenen Erwartungen, Loyalitäten, Prägungen – verstehst du deine Verstrickungen und es entsteht echte Selbstverantwortung.

🔹 Und wenn du erkennst, dass du mehr bist als dein Denken, beginnt sich dein Handeln in einem größeren Zusammenhang zu entfalten.

Kein Anfang, kein Ende, sondern klare, nächste Schritte


Die gute Nachricht: Du musst nicht alles gleichzeitig wahrnehmen, durchdringen, entwickeln.
 Es reicht, an einem Ort, der dich ruft und anzieht zu beginnen und dort in Verbindung zu bleiben.


Was berührt dich gerade am stärksten:

🔸 Dein Körper?
🔸 Deine Sprache?
🔸 Dein System?
🔸 Dein inneres Licht?

Und welche der fünf Kräfte – Selbstwert, Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Selbstwirksamkeit – fühlt sich gerade unsicher an, welche trägt dich zuverlässig?


Welcher nächste Schritt wäre für dein Innerstes ein Zeichen, dass du dich um dich kümmerst, auch wenn es nicht gerade die “ultimative Lösung” wäre? Denn diese Entwicklung entfaltet sich nicht mit einem Plan, sondern mit dem Moment, in dem du dich dir zuwendest – immer wieder neu.


Herkunft der Begriffe und warum das wichtig ist

Wenn Begriffe verschwimmen, wird Entwicklung beliebig.
 Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Wurzeln der Worte, mit denen wir täglich unsere innere Welt beschreiben. Denn Sprache trägt nicht nur Bedeutung, sie schafft auch Wirklichkeit.


Diese Herkunft zeigt:
 Der Weg beginnt im Innern

Er beginnt mit deiner Wahrnehmung, der Auseinandersetzung mit dir und der Beziehung zu dir selbst. 
Und er entfaltet sich nach außen – durch dein Sprechen, dein Verhalten, deine Präsenz.

Alltagsbeispiel

Du leitest ein Teammeeting. Ein Kollege widerspricht deiner Idee, deutlich, fast schroff.
 Wenn dein Selbstwert unsicher ist, denkst du vielleicht: “Ich bin nicht gut genug.”
 Mit Selbstbewusstsein bemerkst du: “Aha, ich werde gerade emotional.”
 Mit Selbstvertrauen bleibst du innerlich stehen, statt sofort zu reagieren.
 Mit Selbstsicherheit formulierst du ruhig deine Sicht.
 Und durch deine Selbstwirksamkeit verändert sich der Ton im Raum, alleine durch deine ruhige Präsenz, nicht durch Dominanz.

💡 Reflexionsfrage:

In welchem dieser fünf Bereiche spürst du gerade den größten Entwicklungshunger?
 Und was wäre ein erster kleiner Schritt? Heute? In deinem Alltag?

Das Problem mit „Fake it till you make it“

Natürlich kannst du Selbstsicherheit spielen.
 Du kannst dir einen Tonfall zulegen, eine Haltung trainieren, ein paar Rhetorik-Kniffe drauf packen. Aber das Fundament fehlt. Häufig hilft es, Durststrecken zu bewältigen, wenn so gar nicht klar ist, wie du anders handeln könntest. Doch irgendwann spürt es dein Gegenüber und du selbst auch.


Wirkliche Selbstsicherheit durch Zuwendung und innere Verbindung

Wenn dein inneres Kind gesehen und geliebt ist, dein inneres Team sich nicht zerfleischt, und du gelernt hast, deine Prägungen nicht für die Wahrheit zu halten, dann entsteht in dir eine Sicherheit, die nicht abhängig ist von Applaus oder Zustimmung und nur deiner Wahrheit folgt.

Der Weg: Kleine, bedeutende Schritte sind viel schneller

Was sich als am wirksamsten erwiesen hat?
 Nicht der große Sprung. Sondern kleine, bedeutende Schritte. Immer wieder. In den Kontakt mit dir gehen, dich zeigen, dich zurückziehen, wenn’s nötig ist. Ohne den Gedanken an richtig oder falsch oder an Perfektion, nur auf der Spur von Verbundenheit mit dir.


💎 Beispiel Beziehung:


Du sagst, was dich trifft und irritiert, ohne Vorwurf, ohne Drama. Einfach, weil du dich ernst nimmst und weil du mit deinem Gegenüber in Verbindung bleiben willst. Dazu gehört auch, dass du dich zeigst – mit Schwierigem und mit Schönem.


💎 Beispiel innere Entwicklung:


Du nimmst dir am Morgen einen Moment Zeit, um deinem inneren Team zuzuhören, bevor du anderen zuhörst.

Und was bedeutet das für dich?

Wenn du beim Lesen das Gefühl hast, dass da etwas in dir mitschwingt – vielleicht ein „Ja, genau so ist es“ oder ein leises „Ich weiß noch nicht, wie das geht, aber ich spür, dass es stimmt“ –
 dann ist das deine eigene Bewegung, die dich weiterführen kann.
Nicht weil du dich optimieren musst, sondern weil du dich dir zuwenden willst, deiner Kraft, deinem Mut und auch deinen Schwierigkeiten – ohne Unterschied.


💡 Reflexionsfrage

In welchem Bereich deines Lebens willst du klarer und liebevoller mit dir werden?

Dieser Artikel ist ein Kompass zu deiner Selbstsicherheit

Dieser Artikel ist kein Ratgeber. Er ein Kompass und eine Orientierung für Menschen, die spüren, dass sie ihren Weg nicht über Leistung oder Inszenierung gehen wollen, sondern über echte Verbindung mit sich selbst.


Wenn du tiefer eintauchen möchtest,

🔹 findest du hier weitere Artikel
🔹 auf der Home Seite findest du eine Übersicht zu allen Angeboten
🔹 auf der Seite Selbst.Bewusst.Sprechen stelle ich dir meine Präsenzseminare vor
🔹 und ein Einstieg in mein Online Angebot findest du unter Du sprichst wie du geprägt bist

Häufige Fragen zum Thema Selbstsicherheit

Ist Selbstsicherheit angeboren oder kann ich sie lernen?

Selbstsicherheit ist ein Entwicklungsweg. Sie entsteht durch innere Verbindung, nicht durch Fassade. Jeder Mensch kann lernen, den eigenen Wert zu erkennen, sich selbst zu vertrauen und aus dieser Verbindung heraus kraftvoll zu sein und dadurch ruhig zu wirken.

Worin liegt der Unterschied zwischen Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit?

Selbstbewusstsein bedeutet, dich selbst klar wahrzunehmen: Wer du bist und was dich bewegt oder was du in deinem Leben willst und was nicht. Selbstsicherheit ist die verkörperte Folge dieser inneren Klarheit. Sie zeigt sich in deinem Verhalten, deiner Haltung, auch in deiner Sprache und deiner Stimme. Es ist eine Form von innerer Autorität, die sich automatisch im Aussen zeigt.

Was, wenn ich gerade überhaupt keine innere Stärke spüre?

Das ist zwar unangenehm, doch ist das auch ein Moment mit Potenzial. Wenn du nicht drüber hinweggehst, sondern innehältst und genauer hinschaust, beginnt die Entwicklung oft genau dort. Kleine, ehrliche Schritte haben mehr Kraft als grosse Schritte mit Siebenmeilenstiefeln.

Kann ich Selbstsicherheit trainieren oder entsteht sie nur durch Selbsterkenntnis?

Beides gehört zusammen. Innere Arbeit (z. B. mit deinem inneren Team, Prägungen, Systemen) schafft die Basis. Konkrete Übungen im Alltag machen das Neue auch körperlich erfahrbar. Daraus entsteht echte Wirkung.

Wie erkenne ich, ob jemand wirklich selbstsicher ist oder es nur spielt?

Wirkliche Selbstsicherheit ist nicht laut, sondern klar. Sie braucht keine Bühne, keine Aufwertung, kein Rechthaben. Menschen mit innerer Sicherheit strahlen Präsenz aus. Du spürst sie, bevor sie sprechen.

Was, wenn ich mich selbstsicher fühle, aber andere mich trotzdem verunsichern?

Das ist ein wertvoller Hinweis, dass deine Sicherheit zeitweise vielleicht noch auf wackeligen Beinen steht. Nimm dein Gefühl ernst und frage dich, was du jetzt gerade brauchst. Manchmal ist wahre Selbstsicherheit auch, einen Raum zu verlassen.

Kann ich selbstsicher sein, auch wenn ich gerade weine oder zittere?

Ja. Vielleicht sogar gerade dann. Selbstsicherheit bedeutet nicht, keine Gefühle zu haben, sondern sie halten zu können und einfach dazu zu stehen. Wenn du in deiner Verletzlichkeit mit dir verbunden bleibst, entsteht eine Kraft, die still und eindrucksvoll wirkt.

Warum nervt es mich, wenn andere von Selbstsicherheit reden?

Es gibt einige Varianten, weshalb dich das nerven könnte. Hier zwei Möglichkeiten: Weil ein Teil in dir vielleicht genau weiß, dass du dich danach sehnst – aber keinen Zugang findest. Oder weil du zu oft mit aufgesetztem Gehabe konfrontiert wurdest, das mit echter Selbstverbindung nichts zu tun hat.

Link zu einem weiteren meiner Blogartikel: “Stärke dein Selbstbewusstsein – Löse deine Konflikte”

Dieser Artikel zeigt dir sehr praxisnah, wie du deine inneren Konflikte erkennen, lösen und damit dein Selbstbewusstsein und deinen Selbstwert stärken kannst.

Direkt zum Artikel: 👉 https://soulspeeches.com/staerke-dein-selbstbewusstsein/

Einen ergänzenden Blick auf Selbstbewusstsein im beruflichen Alltag

Zum Abschluss einen Artikel von Verena Stahl, der fundiert und praxisnah zeigt, wie Selbstwert und Klarheit im Berufsleben sichtbar werden.

Zum Artikel: 👉 Selbstbewusstsein stärken – souverän und selbstsicher im Job auftreten

Bildquellen: Schmetterling und Grafik der Wirkkräfte: Renata B. Vogelsang

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  1. Wunderbar. Es ist so wichtig die einzelnen Wörter zu definieren. Ich bin in meiner Tätigkeit immer wieder erstaunt was meine Klienten unter den Wörtern verstehen. Es ist immer wieder überraschend.
    Danke, dass Du hier eine klare Strukturierung und klare Definitionen gibst.

    1. Herzlichen Dank, Marlies, für deinen Kommentar und die Wertschätzung! Es freut mich!
      Und ja, manchmal ist es ein richtiges Wirrwarr. Das war auch der Grund für die Grafik – Damit das Thema mehr Übersicht bekommt.

    2. Vielen herzlichen Dank, liebe Renata, für die differenzierte Betrachtung dieser Begriffe, die so viel Inhalt bergen. Ich habe in deinem Text das erste Mal über den schrittweisen Aufbau und die Zusammenhänge in so verständlicher Form gelesen. Danke.

      1. Herzlichen Dank, Gerhild! Es war auch mein persönlicher Eindruck, dass im Internet unzählige Tipps und Tricks veröffentlicht werden und niemand ist wirklich präzise über Begriffe, Zusammenhänge und innere Verbindung. Da musste ich natürlich Abhilfe schaffen 😊

  2. Was für eine differenzierte innere und äußere Recherche zu diesem Thema, DANKE Renata!

    Seit einigen Jahren beschäftigen mich die Unterschiede der einzelnen Begriffe und ich versuche sie in unseren systemischen Weiterbildungen zu differenzieren, da sie bei den Teilnehmer*innen wild durcheinander purzeln.
    Auch Virginia Satir würde sich an dieser deiner Forschung erfreuen. Ihr Ansatz bildet in unserer Weiterbildungen zur Systemischen Beratung die Ausgangsbasis das Thema genauer zu betrachten. Du hast meinen Blick nun nochmal erweitert, indem du die Verwebung der fünf Kräfte sichtbar machst. Welch Freude!

    Einen Teil meiner Aufstellungsausbildung habe ich bei Siegfried Essen absolviert und dort die ICH-SELBST-Aufstellung kennengelernt. Dein Beitrag erweitert auch an dieser Stelle die Betrachtung des SELBST und füllt die Begegnung mit weiteren Aspekten und Möglichkeiten.

    Herzlich, Brigitte

    1. Liebe Brigitte

      Ganz herzlichen Dank für dein Feedback!

      Es freut mich sehr, dass mein Artikel so viel Klärung und Erweiterung schafft. Dass sich auch Virginia Satir darüber freuen würde ehrt mich und finde ich wunderbar.

      Und wenn du Lust hast, im Laufe der Zeit weitere Erkenntnisse zu teilen, bin ich daran sehr interessiert.

      Ganz herzliche Grüsse
      Renata

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