Osteraktion 2020
Zwei freigeschaltete Interviews und eine Bitte an dich
Am Karfreitag 2020 bin ich auf dieses Video gestossen, das mich sehr bewegt und beeindruckt hat.
Die Frau, die am 12. Februar 2020 mit einem Mikrofon in der Hand inmitten von 235 Gefangenen im Hof eines kalifornischen Hochsicherheitsgefängnisses steht, ist Fritzi Horstman. Sie stellt den Männern Fragen und jedes Mal, wenn sie darauf mit JA antworten können, gehen sie einen Schritt in den Kreis. Sie nennt das den «Einfühlungs-Trauma-Kreis».
Die Fragen, die sie stellt, haben alle mit traumatischen Kindheitserfahrungen zu tun. Inzwischen ist glücklicherweise erforscht, welche Bedeutung und welche verheerenden Auswirkungen Traumata in der Kindheit auf unsere Reaktionen auf die Welt haben können.
Sie erzählt in diesem Trailer auch, dass sie selbst als Kind und Jugendliche traumatische Erfahrungen gemacht hat, die ihr Leben beeinflusst haben und dass sie sich selbst in jedem der Häftlinge sehen kann. Sie sagt, sie wäre auch eingesperrt worden, wäre sie nicht weiss und eine Frau.
Schau dir den Film an. Er ist eindrücklich, auch wenn du wenig oder gar kein Englisch verstehst.
Die erste Frage, die sie stellt: «Sind alle bereit, ihrer Kindheit zu begegnen…mit Einfühlung?»
Nach dem lauten JA aller, stell sie Fragen. Hier kannst du einige davon lesen. Sie haben alle mit traumatisierenden Erfahungen zu tun.
- Wurdest du in den ersten 18 Jahren deiner Kindheit häufig oder sehr häufig von einer erwachsenen Person im gleichen Haushalt beleidigt, gedemütigt und beschämt? Dann tritt einen Schritt in den Kreis.
- Hat ein Elternteil oder einen andere Person im Haushalt oft oder sehr oft nach dir gegriffen, dich geschlagen oder etwas nach dir geworfen? Dann tritt einen Schritt in den Kreis.
- Hat ein Elternteil oder einen andere Person im Haushalt dich oft oder sehr oft so heftig geschlagen hat, dass du Verletzungen davon getragen hast, dann tritt einen Schritt in den Kreis.
- Wenn du häufig das Gefühl hattest, dass niemand in deiner Familie dich liebt, dich wertvoll oder speziell findet, tritt einen Schritt in den Kreis.
Sie sagt, gemeinsam mit Wissenschaftlern, dass unerkannte Kindheitstraumata unsere Antwort auf die Welt verändern und wir, wenn wir aktiviert sind, manchmal Entscheidungen fällen, die vernichtende Auswirkung haben, auch häusliche Gewalt, Sucht, Mord und Gefängnis.
Mit diesem Project «Compassion Prison Project», also «Einfühlungs-Gefängnis-Projekt», möchte sie aufklären, in der Gesellschaft und auch in den Gefängnissen und mit dem gefangenen Menschen selbst, Männer – Frauen – Kinder.
Sie ist daran, einen Film zu drehen, der über die Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und dem weiteren Lebensverlauf aufklärt. Denn mit Einfühlung, Bildung und Begegnung kann eine grundlegende Veränderung geschehen. Sowohl für die gefangenen Menschen wie auch für die Menschen in der Gesellschaft und wie sie auf Straftaten schauen und darüber urteilen.